Ein frühzeitiger Beginn der Umsetzung des EU AI Acts ist entscheidend, um die regulatorischen Anforderungen rechtzeitig, umfassend und ohne operative Hektik zu erfüllen. Die Verordnung ist komplex und betrifft zahlreiche Unternehmensprozesse – insbesondere bei Hochrisiko-KI-Systemen, die umfassende Risikobewertungen, technische Dokumentation, CE-Kennzeichnung und fortlaufende Risikoüberwachung erfordern. Diese Aufgaben benötigen Zeit, Ressourcen und die Abstimmung mehrerer Abteilungen wie IT, Entwicklung, Qualitätsmanagement, Datenschutz und Compliance.
Ein verzögerter Start kann dazu führen, dass notwendige Anpassungen unter erheblichem Zeitdruck erfolgen müssen. Dies erhöht das Risiko von Fehlern, unvollständigen Dokumentationen und mangelnder Prozessqualität. Besonders wenn es um die Integration der regulatorischen Vorgaben in bestehende Produktentwicklungsprozesse oder Qualitätsmanagementsysteme geht, ist ausreichend Vorlauf essenziell.
Frühzeitiges Handeln verschafft Unternehmen außerdem die Möglichkeit, sich intern optimal aufzustellen. Dazu gehört die Schulung der Mitarbeitenden, der Aufbau oder die Erweiterung von Compliance- und Risikomanagement-Strukturen sowie die Anpassung interner Richtlinien und Prozesse. Unternehmen, die jetzt beginnen, haben die Chance, ihre Teams proaktiv zu befähigen, sich mit den regulatorischen Vorgaben vertraut zu machen und einen nachhaltigen Umsetzungsprozess zu etablieren.
Zudem kann ein frühzeitiger Start Wettbewerbsvorteile sichern. Unternehmen, die ihre KI-Produkte schnell und regulatorisch konform anbieten, verschaffen sich einen Vertrauensvorsprung bei Kunden, Partnern und Aufsichtsbehörden. Die EU AI Act-Konformität wird zunehmend zu einem wichtigen Kauf- und Auswahlkriterium für KI-Produkte und kann aktiv als Qualitätsmerkmal kommuniziert werden.
Auch die konkrete Auslegung des EU AI Acts wird sich in den nächsten Jahren durch weiterführende Rechtsakte und Leitlinien der Aufsichtsbehörden präzisieren. Unternehmen, die früh mit der Umsetzung beginnen, können diese Entwicklungen von Beginn an verfolgen, ihre Prozesse rechtzeitig anpassen und so rechtliche Risiken minimieren.
Schließlich wird der Anpassungsdruck auf Unternehmen steigen, wenn sich die Verordnung durchsetzen wird. Die verfügbaren Beratungs- und Prüfungskapazitäten könnten knapp werden, je näher die Umsetzungsfrist rückt. Wer früh startet, sichert sich rechtzeitig externe Unterstützung und hat die Chance, eigene Strukturen in Ruhe und mit hoher Qualität aufzubauen.
Die frühzeitige Umsetzung ist nicht nur eine regulatorische Notwendigkeit – sie ist eine strategische Chance, um Vertrauen zu schaffen, Prozessqualität zu sichern und sich langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen.